In Deutschland agieren seit Jahren zahlreiche Professoren, Rechtsanwälte, Richter, Manager, Wissenschaftler und Politiker als China Lobbyisten. Sie sind Chinas fünfte Kolonne. So auch ganz offen Otto Kölbl. Er preist Mao an: Wie dieser fachfremde China-Fan zum deutschen Pandemie-Berater wurde ist geradezu eine Geschichte aus Schilda.
Das Corona-Strategiepapier des Innenministeriums sorgte für Aufregung. Darin wurde unter anderem empfohlen, den Bürgern Corona-Angst zu machen. Wie jetzt bekannt wird, ist der Autor dieser Passagen fachfremd und ein Befürworter der chinesischen Corona-Politik. Was bezweckte das Innenministerium damit – und wie viel “China” steckt in der deutschen Pandemie-Politik?
Schon länger wird Chinas Umgang mit der Corona-Politik scharf kritisiert. Nach dem Ausbruch in Wuhan, das als Epizentrum der Pandemie gilt, wurden Berichte darüber konsequent unterdrückt. Journalisten, Blogger oder Ärzte, die entsprechendes Material veröffentlichten, wurden festgenommen. Auch die von Chinas Machthabern übermittelten Zahlen zu Infektionsfällen und Todesopfern werden angezweifelt. Jetzt werden ganze Städte rücksichtslos abgeriegelt.
Und hier kommt Otoo Kölbl ins deutsche Corona Spiel. Mit Otto Kölbl wurde ausgerechnet ein China-Fan zu einem wichtigen Berater in der deutschen Corona-Politik. Kölbl ist Mit-Verfasser des umstrittenen Corona-Strategiepapiers des Bundesinnenministeriums und offenbar verantwortlich für Passagen, in denen zu einer Angst-Kommunikation und drastischen Verdeutlichung des “Worst Case”-Szenarios geraten wird. FOCUS Online berichtete dazu, dass ihnen dazu ein von mehreren Rechtsanwälten vor Gericht erstrittener Email-Verkehr aus dem Bundesinnenministerium (BMI) vorliegt. Die Korrespondenz belegt, wie ein Staatssekretär aus dem Innenministerium Druck auf Experten ausübte, das Papier in eine bestimmte Richtung zu entwickeln.
Doch zurück zum Beginn und der Frage: Wie wurde ein fachfremder China-Fan zum deutschen Pandemie-Berater? Chinas fünfte KolonneSchauen wir uns dazu seinen Lebenslauf an:
Otto Kölbl, kurzer Lebenslauf

Geboren am 24. Oktober 1968 in Karlsruhe, Deutschland
Staatsbürgerschaft: Österreich
Derzeit wohnhaft in Lausanne, Schweiz
Bildung
Master in Germanistik, Universität Lausanne, Schweiz
Graduiertenkurs in language and speech engineering, Eidgenössische Technische Hochschule Lausanne
Derzeit Doktorant an der Universität Lausanne
Berufserfahrung
Verschiedene Jobs als Forschungsbeauftragter, Forscher am Schweizerischen Nationalfonds, Webentwicklung und Webmaster (Tandem-Server), Prüfungsverantwortlicher für die Deutschprüfungen des Goethe-Instituts, Studentenberater, Lehrbeauftragter und Assistent an der Universität Lausanne
Lehrbeauftragter (Soziolinguistik and deutsche Sprache) an der North-Western Polytechnical University in Xi’an, VR China
Softwareentwicklung, Webentwicklung, Übersetzungen, Kundenberatung bei Epsitec SA
Unabhängiger Softwareentwicklung (CeeBot-Umgebung für den Programmierunterricht)
Verschiedene Jobs als Fremdsprachenlehrer (Mittelschule, Gymnasium, private Sprachschulen)
Forschungsschwerpunkte
Seit 2007:
- Westliche Medienberichterstattung über China
- Westlicher akademischer Diskurs über China
- Chinas sozio-ökonomische Entwicklung und Geschichte in einem komparativen Zugang
- Chinas Zugang zu nationalen Minderheiten, mit einem Schwerpunkt auf Tibet
- Sozio-ökonomische Entwicklung weltweit
- Diskurs der westlichen akademischen Welt und Medien über Menschenrechte
Vor 2007:
- Neurolinguistik, insbesondere der Abbau der kommunikativen Kompetenz bei seniler Demenz
- Fremdsprachenlernen und -lehren
Bibliographie
Auf folgender Seite finden Sie eine detaillierte Bibliographie.
Chinas fünfte Kolonne: Kritik an “gewohnter Arroganz gegenüber China”
Kölbl ist mit 52 Jahren Doktorand an der Universität Lausanne in der Schweiz. Ein echter Frühstarter. Tatsächlich war man dort auch von der wichtigen Rolle des 52-Jährigen in der deutschen Corona-Politik mehr als nur erstaunt. Eine Mail-Anfrage des Bundesinnenministeriums hielt man gar für ein Fake.
Kölbl veröffentlichte im März 2020 gemeinsam mit dem Politikwissenschaftler Maximilian Mayer ein Papier mit dem Titel “Von Wuhan lernen – es gibt keine Alternative zur Eindämmung von Covid-19”. Ihre Empfehlung: Ein streng autoritärer Ansatz zur Bekämpfung der Pandemie mit Beispielen aus China. Westliche Führer, Experten und Medien werden dagegen für ihre “gewohnte Arroganz gegenüber China” kritisiert. Unglaublich aber wahr, genau dieses Papier macht ihn dann für die Bundesregierung zum Experten. Damit sitzt ein Mitglied von Chinas fünfte Kolonne im Expertenrat.
Den Autoren ist es nach Recherchen der “Welt am Sonntag” gelungen, das Papier in österreichischen und deutschen Regierungskreisen zu lancieren, auch an Schweizer Epidemiologie-Institute sei es verschickt worden.
Daraufhin schritt die Uni Lausanne ein. Sie forderte Kölbl auf, die Universitäts-Mailadresse nicht für seine Privatzwecke zu verwenden. Auch auf seinen eigentlichen Job neben der Doktorandenstelle sei hingewiesen worden. Kölbl ist demnach ein “zu 30 Prozent beschäftigter, extern finanzierter Prüfer der Goethe-Sprachprüfungen für Deutsch an der Section d’allemand”. Eine 52jähriges Teilzeitkraft, die für China arbeitet, noch immer einen Doktor anstrebt, wird zum Experten. Der reinste Schildbügerstreich, oder?
Uni reagiert: “Wir halten diese Nachricht für einen Fake”
Kölbls Intention schien klar: Eine Universitäts-Mailadresse verleiht dem Papier eine höhere Glaubwürdigkeit. Und das Vorhaben schien aufzugehen: Nur zwei Wochen nach Veröffentlichung des Papiers am 4. März wurden Kölbl und Mayer von Horst Seehofers Bundesinnenministerium in einen Expertenrat berufen, der die weitere Corona-Politik der Bundesregierung in einem Strategiepapier erarbeiten sollte.
Der Germanist und Teil-Sprachprüfer Kölbl arbeitete nun an der Seite von etwa RKI-Chef Lothar Wieler. Dem fachfremden Österreicher wollte man offenbar ein wissenschaftliches Standing verschaffen – und erreichen, dass er seine Universitäts-Mailadresse wieder verwenden darf. Staatssekretär Markus Kerber setzte sich nach “Welt”-Informationen persönlich bei der Universität Lausanne für Kölbl ein.
Die Universität reagierte demnach überrascht und hielt die Mail-Anfrage zunächst für ein Fake. Universitäts-Dekan Dave Lüthi habe geantwortet: “Als Anlage erhalten sie eine E-Mail, die wir vermeintlich von Ihnen erhalten haben. Wir halten diese Nachricht für nicht glaubhaft und bitten Sie daher um Bestätigung.” Auch auf Kölbls Arbeit als Sprachprüfer sei erneut hingewiesen worden.
Das Innenministerium soll der Uni daraufhin die Echtheit bestätigt haben. Zweifel an den wissenschaftlichen Fähigkeiten Kölbls kamen offenbar nicht auf. Obwohl Kölbl seine China-Ansichten ganz offen vertritt. Auf seiner Webseite und via Twitter äußert er sich regelmäßig positiv über den umstrittenen ehemaligen chinesischen Herrscher Mao Zedong, der in China weitgehend verehrt und im Westen als brutaler Diktator kritisiert wird. Auch gegen westliche Medien hetzt Kölbl regelmäßig.
Corona-Strategiepapier: Chinas fünfte Kolonne
Zum Zeitpunkt des Mailverkehrs war das Strategiepapier des Innenministeriums allerdings bereits verfasst und als vertraulich eingestuft worden. Das interne Papier sorgte Ende März für Wirbel – insbesondere als einige Wochen später die dort beschriebenen drastischen Vorschläge zur Krisenkommunikation bekannt wurden.
So wird empfohlen, den “Worst Case” zu verdeutlichen. Wörtlich heißt es darin etwa: “Um die gewünschte Schockwirkung zu erzielen, müssen die konkreten Auswirkungen einer Durchseuchung auf die menschliche Gesellschaft verdeutlicht werden.” Drei konkrete Beispiel-Szenarien werden dabei genannt.
Erstens würden viele Schwerkranke von ihren Angehörigen “ins Krankenhaus gebracht, aber abgewiesen und sterben qualvoll um Luft ringend zu Hause. Das Ersticken oder nicht genug Luft kriegen (sic) ist für jeden Menschen eine Urangst. Die Situation, in der man nichts tun kann, um in Lebensgefahr schwebenden Angehörigen zu helfen, ebenfalls.”
Zweitens empfiehlt das Papier sogar, Kindern Angst zu machen. “Kinder werden sich leicht anstecken, selbst bei Ausgangsbeschränkungen, z.B. bei den Nachbarskindern”, heißt es in dem Text. “Wenn sie dann ihre Eltern anstecken und einer davon qualvoll zu Hause stirbt und sie das Gefühl haben, Schuld daran zu sein, weil sie z.B. vergessen haben, sich nach dem Spielen die Hände zu waschen, ist es das Schrecklichste, was ein Kind je erleben kann.”
Drittens wird vorgeschlagen, an mögliche Langzeitschäden zu erinnern. “Auch wenn wir bisher nur Berichte über einzelne Fälle haben, zeichnen sie doch ein alarmierendes Bild”, heißt es in dem Bericht. “Selbst anscheinend Geheilte nach einem milden Verlauf können anscheinend jederzeit Rückfälle erleben, die dann ganz plötzlich tödlich enden, durch Herzinfarkt oder Lungenversagen, weil das Virus unbemerkt den Weg in die Lunge oder das Herz gefunden hat. Dies mögen Einzelfälle sein, werden aber ständig wie ein Damoklesschwert über denjenigen schweben, die einmal infiziert waren.”
Brisant ist nun: Diese Passagen wurden laut “Welt” von Kölbl verfasst. Er bestätigt der Zeitung: “Und ich bin auch der Meinung, dass alles, was dort steht, korrekt ist. Es ist einfach die Realität, in Wuhan ist genau das passiert.”
Jetzt gibt Kölbl offen zu: Er ließ sich durch die chinesische KP bezahlen. Der Linguist, der vor seiner Zeit in Lausanne an der polytechnischen Universität im chinesischen Xi‘an war, unterstützte die Regierung in Peking wohl immer wieder gegen Geld. Er sei gegenüber der Partei zu Geheimhaltung verpflichtet, sagt er. Der Welt am Sonntag verrät er nur so viel: „Ich habe immer wieder mal kleinere Aufträge angenommen, wo es darum ging, die Sicht der chinesischen Regierung einem westlichen Publikum zu erklären.“ Der Linguist, der Forderungen einer harten „ZeroCovid“-Politik für das Innenministerium schrieb, tat also genau das schon lange vorher: autoritäre Politik im Stile Chinas für den Westen aufbereiten.
Seine Tätigkeit für China habe sein Wirken im BMI nie beeinflusst, versichert Kölbl – aber seine Übereinstimmung mit der chinesischen Politik ist offenkundig. Heute hätte selbst er als Linguist wohl Schwierigkeiten, die chinesische Politik im Westen „schmackhaft“ zu machen – die Bilder vom Lockdown in Schanghai sprechen deutlicher als jedes theoretische Papier.
Wie wir schon lange sagen, Deutschland ist eine Provinz von China. Wir wissen es nur noch nicht offiziell.