Der Montag – noch eine Onlinezeitung? Muss das sein? Ein weiterer Versuch einen Blog als Journalismus anzupreisen? Oder einfach nur der Wunsch etwas Neues zu versuchen?

Was sagen wir als Macher dazu?

Ausgangspunkt war für uns, dass wir die Monotonie der heutigen Medienlandschaft nicht mehr ertragen wollten und konnten. Nachrichten, die keine sind, Kommentar statt Bericht, Meinungsmache, statt Information.

Ausgangspunkt war für uns, dass wir die Monotonie der heutigen Medienlandschaft nicht mehr ertragen wollten und konnten. Nachrichten, die keine sind, Kommentar statt Bericht, Meinungsmache statt Information.

Kaum im Wortlaut veränderte Meldungen, Berichte und Reportagen. Bestenfalls eine andere Überschrift, weil diese besser in das Satzbild des jeweiligen Mediums passt. Verursacher ist dabei fast immer eines der bekannten  Redaktionsnetzwerke wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland der Madsack Mediengruppe. Einen erheblichen Anteil an der Madsack Mediengruppe hält seit vielen Jahrzehnten das Medienbeteiligungsunternehmen der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), die Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft. Und damit ein Muster für die Meinungseinfalt der deutschen Medien. Zur Gruppe gehören die Hannoversche Allgemeine, zahllose Tageszeitungen, Radiosender, TV Produktionen und all die dem Redaktionsnetzwerk angeschlossenen “unabhängigen” Medien.

Ähnlich gut aufgestellt: die Funke Mediengruppe. Zu ihr gehören nicht nur die WAZ (Westdeutsche Allgemeine Zeitung), sondern auch das Hamburger Abendblatt.

Die Gesellschaft verlegt Tageszeitungen, Publikums- und Fachzeitschriften, Anzeigenblätter sowie Kundenzeitschriften und besitzt mehrere Großdruckereien zu deren Herstellung. Ferner betreibt sie Lokalradios und Online-Angebote.

Das größte Geschäftsfeld der Gruppe ist die regionale Berichterstattung, bei der in einer Region unterschiedliche Medien parallel betrieben und teilweise verknüpft werden.

Als zweiten Schwerpunkt gibt die Gruppe Frauen- und Programmzeitschriften an. Funke hat Beteiligungen in Österreich, Kroatien und Ungarn. Weit über 100 Publikums- und Fachzeitschriften, über 70 Anzeigenblätter sowie 400 Kundenzeitschriften gehören zum Konzern, genau wie Lokalradios und Internet-Angebote.

Vor allem sind da aber zwölf Tageszeitungstitel in Deutschland: die Westdeutsche Allgemeine Zeitung, die Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung und die Westfälische Rundschau, die Westfalenpost, die Thüringer Allgemeine, die Ostthüringer Zeitung, die Thüringische Landeszeitung, die Braunschweiger Zeitung, der Harz Kurier in Osterode, das Hamburger Abendblatt und die Bergedorfer Zeitung in Hamburg sowie die Berliner Morgenpost.

Ein guter Teil der Inhalte dieser Blätter wird gemeinsam hergestellt oder ausgetauscht. Sie beliefert die Print- und Digitalmedien der Gruppe mit überregionalen Themen. Ihre Recherchen und Interviews für alle Titel werden zentral mit dem Label „Funke Mediengruppe“ vermarktet, etwa über Nachrichtenagenturen.

Diese Redaktionsnetzwerke, die uns nicht nur einen Einheitsbrei in zahllosen Zeitungen liefern, sondern dazu auch noch täglich in den Nachrichten der Tagesschau oder von HEUTE begegnet. Und natürlich auch in Ihrem Radio. Achten Sie mal darauf. 

Kommen wir zu DuMont. Das Kölner Verlagshaus hat sich inzwischen mit der Madsack Mediengruppe in einer gemeinsamen Hauptstadtredaktion zusammengeschlossen. Diese firmiert unter dem Namen RND Berlin GmbH, in Anlehnung an das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) von Madsack. DuMont ist zu 25 Prozent an dem Gemeinschaftsunternehmen beteiligt, Madsack über das RND zu 75 Prozent.

Redaktionsnetzwerke – das Aus für hochwertigen, unabhängigen Journalismus?

Damit decken diese Redaktionsnetzwerke den grössten Teil der bundesdeutschen Medienlandschaft ab. Gleichgültig ob Tageszeitung, Wochenzeitung, Illustrierte, Radiosender, TV, Internet, sie beliefern aus alle tagtäglich mit ihrem gleichgeschalteten Meldungen.

Zeitungsforscher Horst Röper, der das Medienforschungsinstitut Formatt in Dortmund leitet, sieht die Vielfalt schwinden, wenn immer mehr Zeitungen keine eigenen Korrespondenten im Berliner Regierungsviertel und weltweit beschäftigten, sondern sich auf die Berichterstatter der Zentralredaktionen stützen, die zumindest in zwei Fällen von einem SPD-nahen Unternehmen betrieben werden.

„Wir verlieren die unterschiedlichen Blickwinkel“, sagt Röper.

Der Kollateralschaden  für qualifizierte Journalisten ist in Köln zu besichtigen. Dort hat der Dumont-Verlag, beschlossen, auch seine Zeitungen (“Kölner Stadt-Anzeiger”, “Berliner Zeitung”) vom RND beliefern zu lassen – und seine eigenen Korrespondenten zu kündigen.

So in London, Madrid, Moskau, Beijing, Paris, Washington, Südafrika und der Türkei. Nicht zu vergessen die 17 Mitarbeitenden in der Berliner Dumont-Hauptstadtredaktion, die seit Ende Juli wissen, dass sie ihre Stelle verlieren. Und Köln wird nicht der letzte Tatort der Redaktionsnetzwerke von Funke und Madsack sein.

Was bei diesen Redaktionsnetzwerken herauskommt schreckt viele Zeitungsleser ebenso ab, wie Radiohörer und TV-Zuschauer. Sie kündigen, kaufen keine Tageszeitung und auch keine Zeitung mehr, schalten TV und Radio ab. Nicht weil, sie all dies nicht mehr wollen, sondern weil sie es nicht einsehen für qualitativ minderwertigen Journalismus zu zahlen.

Der Montag ändert das?

Nein, natürlich nicht. Zunächst einmal ist unser Einfluss zu gering. Aber zumindest bietet der Montag ein Alternative für diejenigen unter uns, die unabhängigen Journalismus erwarten und entsprechende Artikel und Reportagen wollen.Gute Reportagen, unabhängige Berichte, geprüfte Nachrichten, Bilder und Filme, investigativen Journalismus. Dafür soll Der Montag stehen. Nicht mit einer Vollredaktion und grossen Geld im Rücken, dafür aber mit Ideen und Engagement. Erstellt von gut ausgebildeten Journalisten, die noch an die 5 W glauben, die zeigen wollen, dass es auch heute noch eine Nachfrage für guten Journalismus gibt.

Jeden Montag wird es neue Reportagen und Berichte geben. Dazu einen Nachrichtenüberblick, der seines Namens würdig ist. Bei uns ist eine Nachricht kein Kommentar. Und ein Kommentar als solcher klar bezeichnet.

Und nichts davon wird aus einem Redaktionsnetzwerk stammen. Stattdessen setzen wir auf weniger ist mehr. Klasse statt Masse!

Dazu werden wir jede Unterstützung brauchen. 

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Geboren in Kanada, leben ich seit einigen Jahren in Berlin. Ich habe die Veränderungen in der deutschen und europäischen Gesellschaft live miterlebt. Bei der Montag bin ich als Freie Journalistin tätig.