Hamburger Behörden und Gericht uneinsichtig

Ein Hamburger Landwirt will seinen Betrieb nach Ende des Pachtvertrags nicht für einen Pferdehof räumen. Jetzt kam der Gerichtsvollzieher – und musste wieder gehen. Die neuen Eigentümer, beide ursprünglich Immobilienmakler, er inzwischen Immobilieninvestor und Geschäftsführer zahlreicher Firmen in eine geradezu unübersichtlichem Firmennetzwerk, hatten versäumt auch gegen die Frau des Landwirts ein Räumungsbescheid zu beantragen. Das werden sie jetzt nachholen.

Seit etwa 15 Jahren hat die Familie Jaacks einen Milchviehbetrieb in Hamburg-Rissen gepachtet. Als ihr Hof verkauft werden sollte, bemühten sich die Jaacks darum – doch den Zuschlag bekam ein Investor, der dort einen Reitstall errichten will.

Obwohl das Grundstück in privater Hand war, musste die Hamburger Wirtschaftsbehörde dem Verkauf damals zustimmen – so verlangt es das Grundstücksverkehrsgesetz, das den Fortbestand land- und forstwirtschaftlicher Betriebe sichern soll. Eigentlich hat auch Hamburgs rot-grüner Senat sich den Erhalt der regionalen Landwirtschaft auf die Fahnen geschrieben. Und trotzdem soll nun ein Milchviehbetrieb einem Reitstall weichen.

Hamburger Behörden und Gericht uneinsichtig – Klage des Milchbauern wird abgewiesen

Seit rund zwei Jahren schon wehrt sich Milchbauer Hauke Jaacks dagegen – und kämpfte sich für seinen Hof durch alle Instanzen. Bisher ohne Erfolg, im November vergangenen Jahres war seine Klage gegen den Verkauf abgewiesen worden. “Natürlich ist das ein großer Schlag für mich, ich möchte Lebensmittel produzieren”, sagt Jaacks. Es gehe um die Existenz seiner Familie, für seinen Sohn sei die Räumung “der Weltuntergang”, so der Landwirt.

Milchbauer soll den Betrieb nicht weiter führen

Inzwischen ist die Pacht der Jaacks abgelaufen, Ende April 2022 war der Gerichtsvollzieher vor Ort, um die Räumung zu vollstrecken. Das sollte wie folgt ablaufen: Für die Kühe hatte der Käufer eigenes Fachpersonal organisiert. Abtransportiert werden sollten weder die Tiere noch die landwirtschaftlichen Maschinen. Familie Jaacks sollte noch zwei Monate im Wohnhaus bleiben können, den landwirtschaftlichen Betrieb aber nicht mehr selbst führen dürfen.

Bei dem Termin mit dem Gerichtsvollzieher stellte sich jedoch heraus: Gegen die Miteigentümerin der Kühe, Haukes Jaacks Ehefrau Swantje, lag kein Vollstreckungsbescheid vor. Daher bestimmte der Gerichtsvollzieher vor Ort, dass Familie Jaacks vorerst ihre Kühe weiter versorgen darf. “Das wird zur Folge haben, dass wir jetzt eine Räumungsklage gegen Frau Jaacks einreichen”, erklärte der Anwalt Alexander von Rosenberg. Diese Klage werde Erfolg haben, ist sich Rosenberg sicher, da Swantje Jaacks keine vertraglichen Beziehungen hat. Auch würden erhebliche Gerichts- und Anwaltskosten entstehen, die die Jaacks am Ende erstatten müssten.

Jaacks sind auf der Suche nach einem neuen Hof

Für Familie Jaacks aber steht erst einmal etwas anderes im Vordergrund: Sie hat jetzt Zeit gewonnen. Die will die Familie nutzen, um einen neuen Stall zu bauen und mit ihren Kühen dorthin umzuziehen. Dafür hat sie auch schon eine Fläche an der Grenze zu Schleswig-Holstein im Blick. Ihr Anwalt Jens Beismann: “Die Jaacks wissen, dass sie hier nicht ewig bleiben können, sie suchen aktiv nach einem neuen Hof. Sie sind auch aktiv in Gesprächen.” Daher hoffe er, dass man sich auf einen vernünftigen Weg einige.

170.000 Unterschriften für den Erhalt des Hofes

Das hoffen auch die vielen Unterstützerinnen und Unterstützer der Familie Jaacks. Sie hatten eine Petition gestartet und bundesweit 170.000 Unterschriften für den Erhalt des Hofes gesammelt. Von der Stadt Hamburg forderten sie, dass die sich für den Milchbetrieb einsetzt. “Es geht um viele grundlegende Themen. Um Demokratie, was zählt unsere Stimme, wie werden wir gehört? Was passiert in der Politik und mit unserem Land und der Landwirtschaft?”, erklärte Cornelia Fuhr, Initiatorin der Petition.

Sechs Monate mehr Zeit

Auf dem Hof der Jaacks in Hamburg-Rissen wird vorerst weiter Milch produziert. Mindestens ein halbes Jahr hat die Familie jetzt voraussichtlich an Zeit gewonnen. So lange, das schätzt der Anwalt des Käufers, wird es dauern, einen weiteren Räumungsbescheid zu erstreiten – dieses Mal gegen Swantje statt Hauke Jaacks.

Die Käufer, das sind auch Rissener. Keine Landwirte, Reiter. Vor zwei Jahren haben sie den Hof mit 16 Hektar Land gekauft. Statt Kühen sollen dort künftig Pferde stehen. „Wir wollen einen Reiterhof nach den neuesten Standards für Tierwohl und Nachhaltigkeit aufbauen. Dafür eignet sich der Standort ideal“, sagt der neue Besitzer im Gespräch mit dem Abendblatt. Bislang haben er und seine Frau in der Öffentlichkeit weitgehend geschwiegen. Auch jetzt will er die Anonymität der Familie wahren und seinen Namen nicht veröffentlicht sehen. Wegen möglicher Anfeindungen. Insider wissen natürlich längst Bescheid.

Neuer Besitzer pocht auf Kaufvertrag

Auch für die neuen Eigentümer drängt die Zeit. Nachdem der Pachtvertrag für den Moorhof nach der Verkauf in einem gerichtlichen Vergleich noch mal verlängert worden war, soll es jetzt losgehen mit dem Millionenprojekt. Pläne lägen vor, die ersten Gespräche mit den Behörden seien geführt, sagt der Unternehmer, der schon diverse Immobilienvorhaben gemanagt hat. „Wir haben einen gültigen Kaufvertrag, sind im Grundbuch eingetragen“, sagt der 51-Jährige. „Wenn Herr Jaacks nicht auszieht, ist das Vertragsbruch.“ Wieso das? Es gibt doch wohl kaum einen Betrag zwischen Herrn Jack und dem Immobilieninvestor. Oder doch?

Der Konflikt am den Hof am Rande der Großstadt schwelt seit mehr als zwei Jahren. Im Sommer 2019 hatte ein Rissener Unternehmerpaar mit einschlägigen Erfahrungen im Immobiliengeschäft den landwirtschaftlichen Betrieb mit Genehmigung der damals zuständigen Wirtschaftsbehörde von der früheren Eigentümerin für einen Millionenbetrag erworben. Pächter Jaacks hatte ebenfalls ein Gebot abgeben, war aber nicht zum Zug gekommen. Er zweifelt die behördliche Entscheidung an.

Streit in Rissen: Milchbauer will Hof nicht räumen

Im Kern geht es bei der Kritik darum, dass die neuen Besitzer keine Landwirte sind und der geplante Pferdehof aus ihrer Sicht nicht den Kriterien einer landwirtschaftlichen Nutzung entspricht. Eine Klage, die Jaacks vor dem Verwaltungsgericht angestrengt hatte, war aus rechtlichen Gründen abgewiesen worden. Inzwischen hat sich eine Unterstützergruppe für den Erhalt des Moorhofs gebildet. Mehr als 1801.000 Teilnehmer haben eine Onlinepetition unterschrieben.

Zwar hatten Grüne, SPD und Linke im Bezirk Altona den Senat noch aufgefordert, die Zustimmung der Stadt zu diesem Deal zurückzuziehen – doch das stößt in der Wirtschaftsbehörde auf taube Ohren. Die Besitzerin darf ihre Flächen an den Immobilienhändler verkaufen, Pächter Jaacks muss weichen. Aus einer landwirtschaftlichen Fläche wird ein Reiterhof.

Jetzt hat sich ein breites Bündnis zusammengeschlossen, um noch einmal gegen diese Art der Politik zu protestieren. Dazu gehöre neben landwirtschaftlichen Verbänden auch der BUND, attac, der Ernährungsrat und Slowfood.

Ihre Kritik: „Die Hamburger Politik greift nicht entschieden ein, obwohl nach dem Grundstückverkehrsgesetz der aktive Landwirt Vorrang haben sollte vor außerlandwirtschaftlichen Investoren.“ Die aktuelle Corona-Pandemie verdeutliche die Systemrelevanz der Lebensmittelversorgung und die Vorzüge regionaler Versorgungsstrukturen.

„Ein Pferdehof kann eine nachhaltige Weidehaltung nicht ersetzen, die eine Bedeutung für Artenvielfalt und Klimaschutz hat und mittels dieser Lebensmittel erzeugt werden.“

Im Kern geht es bei der Kritik darum, dass die neuen Besitzer keine Landwirte sind und der geplante Reiterhof aus ihrer Sicht nicht den Kriterien einer landwirtschaftlichen Nutzung entspricht.

Klage des Bauern wurde abgewiesen

„Das ist aber Voraussetzung für die Genehmigung“, sagt Jaacks, selbst staatlich geprüfter Landwirt. Seine Frau hat einen Abschluss als Agrar-Ökonomin. Das nützt ihnen in der aktuellen Situation allerdings nichts. Jaacks’ Klage vor dem Verwaltungsgericht wurde inzwischen abgewiesen, weil er als Pächter nach geltendem Recht nicht klageberechtigt ist.

Es gibt zahlreiche Spekulationen, die die emotionale Debatte anheizen. So macht unter anderem die Runde, dass auf dem Moorhof ein Hotel entstehen soll. Für Skepsis sorgt zudem, dass sich der Unternehmer auch an der gerade wiedereröffneten Gaststätte Pony-Waldschänke in der direkter Nähe zum Moorhof beteiligt hat. „Wir wollen kein Hotel bauen und dürften es dort auch gar nicht“, widerspricht er.

Landwirtschaft: Unternehmer machte Angebote

Auch einen Zusammenhang zwischen dem Kauf der beiden Immobilien gebe es nicht. „Wir sind Rissener und wollen das Richtige für unsere Heimat in Bezug auf Umwelt- und Naturschutz tun.“

Der Fall Jaacks hat mittlerweile bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Denn es geht dabei längst nicht mehr nur um das Einzelschicksal eines Bauern und seiner Familie. Es geht um eine bedrohliche Entwicklung: Landwirtschaftliche Flächen werden immer knapper. Und sie werden neben Wohnungen zu einem krisensicheren Investment – und somit auch zur Spekulationsmasse.

Im Westen Hamburgs gibt es bereits jetzt rund 20 Reiterhöfe, viele davon waren früher einmal Milchviehbetriebe und wurden umgewandelt. In ganz Hamburg gibt es laut Statistikamt 103 Reiterhöfe. Bauernhöfe mit Kühen gibt es dafür nur noch zehn. Hamburg wird mittlerweile größtenteils aus dem Umland versorgt.

Die Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher Landwirtschaft (AbL) hatte an Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) appelliert, einzuschreiten. „Hier wird gerade ein Präzedenzfall in Deutschland geschaffen, wie außerlandwirtschaftliche Investoren gegenüber aktiven Landwirten bevorteilt werden, indem sie einfach ein landwirtschaftliches Konzept vorlegen“, sagt Berit Thomsen, AbL-Landesgeschäftsführerin.

Ernährungsrat übt Kritik an Projekt Reiterhof in Rissen

Kritik kam auch vom Ernährungsrat Hamburg. Der Agrar-Deal um den Milchhof Rissen widerspricht aus seiner Sicht dem Agrarpolitischen Konzept der Stadt Hamburg. Denn darin wird als wichtiges politisches Ziel formuliert, dass in Hamburg auch in Zukunft die große Vielfalt gartenbaulicher und landwirtschaftlicher Produktion erhalten bleibt, die durch Familienbetriebe oder andere innovative Unternehmensformen getragen wird.

Kein Wunder, dass etwa Bill Gates heute zum größten Besitzer von Farmflächen in den USA aufgestiegen ist. Er besitzt und verpachtet eine Fläche, die so groß ist wie Bremen und Hamburg zusammen.

Wirtschaftsbehörde überrascht Landwirt mit Genehmigung für Verkauf

Vor diesem brisanten Hintergrund wundert es nicht, dass Jaacks bei seiner Klage Beistand hat. Und zwar von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL). Die sieht auf lange Sicht die regionale Versorgung mit Lebensmitteln gefährdet.

Der Landwirt hatte mit dem Verlust seines gepachteten Hofs nicht gerechnet. Er war davon ausgegangen, dass er als Bauer laut Gesetz ein Vorkaufsrecht für die Flächen besitzt. Denn um zu verhindern, dass immer mehr bäuerliches Land verloren geht, müssen staatliche Instanzen solche Verkäufe genehmigen. Das Problem für Jaacks: Die Hamburger Wirtschaftsbehörde hatte grünes Licht für den Reiterhof gegeben.

Mittlerweile 103 Reiterhöfe, aber nur noch 10 Bauernhöfe mit Kühen

Die Bezirksversammlung Altona hatte sich gegen den Verkauf ausgesprochen und an die Wirtschaftsbehörde appelliert, die Entscheidung zu überprüfen. Aber die Wirtschaftsbehörde begründete ihr Votum damit, dass sie den Verkauf nur verhindern könne, wenn an einen Nicht-Landwirt verkauft würde. Der geplante Pferdehof sei aber auch als Landwirtschaft zu werten. Gegen diese Entscheidung der Stadt klagt Jaacks nun am Donnerstag vor dem Verwaltungsgericht.

Hamburg. Das Haus der Breuers liegt in einer idyllischen Wohnstraße in Rissen. Ein Metalltor, das sich automatisch öffnet, gepflegter Rasen mit Spielgerät vor einem großzügigen Backsteinbau. Auf der Auffahrt steht ein Pferdetransporter. Nicht mal drei Kilometer sind es von hier bis zum Moorhof.

Das Gehöft im Klövensteen haben Lars und Melanie Breuer vor gut zwei Jahren gekauft, um dort einen Pferdepensions- und zuchtbetrieb aufzubauen. Dort wollen sie künftig auch leben. „Wir haben lange nach einem passenden Hof gesucht“, sagt Lars Breuer und spricht von einem Lebenstraum. Seine Frau ist passionierte Reiterin. Die Familie mit drei Teenagerkindern besitzt fünf Pferde.

Auf dem Hofgelände von Jaacks wollen die Breuers neue Wirtschaftsgebäude, Stallungen und angeblich auch ein Wohnhaus für die Familie bauen.

„Theoretisch könnten wir hier 60 Pferde unterstellen”

Auf den zugehörigen Weiden soll Futterheu angebaut werden. Zwei Jahre hat das Ehepaar an dem Konzept gefeilt. „Theoretisch könnten wir hier 60 Pferde unterstellen. Aber wir haben uns bewusst für ein Konzept mit rund 45 Stellplätzen mit geräumigen Boxen und kleinen Ausläufen entschieden“, sagt die 45-Jährige. Als Mieter stellt sie sich Familien mit mehreren Pferden vor, die in autarken Bereichen wirtschaften.

Melanie Breuer hat die Planungen für den Neubau maßgeblich vorangetrieben. Die gebürtige Schenefelderin reitet seit ihrer Kindheit, hat sich in einem landwirtschaftlichen Fernstudium zur Spezialistin für Pferdehaltung und zertifizierte Fütterungsmanagerin weitergebildet und einen sogenannten Sachkundenachweis von der Landwirtschaftskammer in Schleswig-Holstein. „Wir wollen keinen Luxus bauen, sondern fokussieren uns auf tiergerechte Haltung. Es soll ein tragfähiger Familienbetrieb mit vier bis fünf Mitarbeitern werden, in dem Pferde ihren Bedürfnissen entsprechend gehalten werden und der nachhaltig geführt wird.“

Sie vergisst dabei zu erzählen, dass sie ohne die Nachweis gar keine Pferde halten darf. Nicht einmal nur eigene. Dieses Fernstudium ist nicht mit dem Beruf des Pferdewirts, der Pferdewirtin gleichzusetzen. Eigentlich ist ja Melanie Breuer auch Immobilienmaklerin und Mediatorin.

In einer „Vereinbarung zur Vollstreckungsvermeidung“ waren unter anderem mehrere Szenarien mit unterschiedlichen Auszugsterminen über den bestehenden Pachtvertrag hinaus festgelegt worden. So sollte der Pachtvertrag um mehr als ein Jahr bis April 2023 verlängert werden, sollte die Landwirtsfamilie eine Baugenehmigung für einen neuen Hof bekommen. „Wir haben längere Fristen eingeräumt, als Herr Jaacks selbst vorgeschlagen hatte“, sagt der 51-Jährige, der als selbstständiger Berater Immobilienbesitzer berät und auch einen eigenen Immobilienbestand hat. „Für uns ist wichtig, dass wir Planungssicherheit haben. Außerdem wollten wir stets eine Konfrontation vermeiden.“

Gut zwei Monate später sagen die Breuers, dass diese Vereinbarung gescheitert ist. Auch die Ankündigung, dass die Familie den Hof verlassen wolle, ändere daran erst mal nichts. „Es gibt nach wie vor keinen Terminplan und keine Sicherheiten, wann was passieren soll“, sagt Lars Breuer. Bauer Jaacks habe seit 2019 Zeit gehabt, einen neuen Hof zu finden. Was ja sicherlich in einem Umfeld wie Rissen auch ganz leicht  ist. Oder? 

“Erbauseinandersetzungen, Trennungen, Nachbarschaftsstreit – häufig sind Immobilien zentraler Mittelpunkt bei Auseinandersetzungen. Eine zielführende Kommunikation zur Findung einer objektiven Lösung ist häufig nicht oder nur eingeschränkt möglich. In der Eskalation bleibt jedoch oft nur eine juristische Auseinandersetzung. Eine schonende, respektvolle und außergerichtliche Alternative zur Konfliktlösung bietet die Immobilien-Mediation.”

Mit diesem Text werben Melanie und Lars Oliver Breuer noch 2016 in einen Hamburger Anzeigenblatt.

Und wieder gehrt der Werbetext:

“Mit dem Hintergrund einer Ausbildung als Wirtschaftsmediator (EUCON), der langjährigen Tätigkeit im Immobilienmarkt sowie den Erfahrungen als Sachverständige führen Melanie und Lars Breuer Immobilien- Mediationen durch. In dieser Funktion sind sie absolut neutral und allparteilich. Sie helfen zunächst, die Themen zu strukturieren, zu gewichten sowie die Standpunkte und Interessen aller Parteien zu berücksichtigen, bevor gemeinsam Konzepte erarbeitet werden. Für Interessenten besteht die Möglichkeit, ein unverbindliches, persönliches Erstgespräch zu vereinbaren.

M. & L. Breuer Immobilien-Mediation,

Telefon 81 99 42 71,

lars@Breuer-Hamburg.de

Irgendwie scheint ihnen das im eigenen Fall nicht zu gelingen. 

Wie dumm oder korrupt sind Hamburgs Behörden? Milchbauer kämpft vergeblich um den Erhalt seines Hofes

Seit fast drei Jahren wird nun schon um den Moorhof gestritten. Am Anfang war der Streit überschaubar, ein Zerren und Ringen zwischen Bauer, Verpächterin und Käufern. Mit den Medien schwoll der Streit an, schwappte über auf Politik und Bauernverbände, auf Rissen und das Internet. Dort fordert eine Petition: Der Hof soll bleiben. 129.260 Menschen haben bis heute unterschrieben.

Längst geht es in dem Streit um mehr als um Hauke Jaacks und seine 300 Rinder. Es geht darum, was Landwirtschaft ist und was nicht. Darum, ob das Land einigen mehr zusteht und anderen weniger.

Um die zu verstehen, muss man zurückschauen ins Jahr 2004. Damals gehörte der Hof Cord Ladiges. Er starb. Seine Frau Silke blieb zurück mit zwei Schulkindern, den Ställen, den Rindern und einer Ar­thro­se im Knie, die operiert werden musste. Sie beerdigte ihren Mann und verpachtete den Hof: an Hauke Jaacks. Befristet auf 15 Jahre, bis ihre Tochter alt genug sein würde, um ihr Erbe anzutreten.

Was sie nicht tat. Stattdessen entschied Ladiges Tochter, die 16 Hektar ihrer Kindheit zu verkaufen. Hauke Jaacks reichte ein Angebot ein, doch Ladiges wählte andere Bewerber: die Breuers. Er Immobilienberater, sie Hausfrau, Maklerin, Mediatorin. Drei Kinder, fünf Pferde, leidenschaftliche Reiter. „Es fühlte sich richtig an“, erklärt Silke Ladiges am Telefon, „alles stimmte. Das Alter, der Fami­lien­stand, die Finanzen.“

Andere gehen davon aus, dass die Lediges den Jaacks eins auswischen wollten, weil diese immer wieder fehlende Instandhaltungsmassnahmen angemahnt hat und die Lediges nicht bereit waren auch nur einen Cent in ihren verpachteten Hof zu stecken. Darüber gab es schon seit Jahren Streit zwischen den beiden Parteien.

Im Spätsommer 2019 prüfte also die Hamburger Wirtschaftsbehörde den Verkauf des Moorhofs – wie es das Grundstücksverkehrsgesetz in Deutschland vorsieht. Denn Agrarland darf nicht einfach verkauft werden. Es soll Agrarland bleiben. Vorzug für Landwirte.

Anderes Betriebskonzept

Die Neuen, die Breuers, mussten deshalb ein Betriebskonzept vorlegen. Das ist nicht öffentlich, klar ist aber: Einen Teil des Pferdefutters wollen sie auf den 16 Hektar selbst anbauen. Die Behörde befand: „Der Käufer ist einem Landwirt gleichzustellen.“ Und stimmte dem Verkauf zu.

Das sehen viele anders. Hau­ke Jaacks legte Widerspruch ein. Eine Pferdepension sei kein landwirtschaftlicher Betrieb, sagte sein Anwalt vor dem Verwaltungsgericht. „Sonst könnte aus jedem Golfplatz, der gemäht wird, ein Bauernhof werden.“ Das Gericht lehnte die Klage ab. Auch die grün-rote Bezirksversammlung Altona forderte die Behörde auf, „die Sachlage erneut zu überprüfen“. Ohne Erfolg.

Das ein Reitstall kein Bauernhof ist, versteht eigentlich jeder Laie. Leider sind Richter keine Laien, sondern Menschen, die sich einbilden mehr zu Wissen als andere Menschen. Dabei haben sie in ihrem Leben aus Schule, Studium, Referendariat nichts gesehen. Dann wurden sie Richer auf Lebenszeit. 

Die Taz schrieb dazu: In der Pony-Waldschänke nippt Lars Breuer, 51, an seinem Cappuccino. Die Gaststätte mit Ponyhof gehört ihm und seiner Frau Melanie. Genau wie der Moorhof „ein Herzensprojekt“, wie er sagt. Die Breuers hatten viel Gegenwind in letzter Zeit. Die Petition, die Presse. Sogar zwei Drohbriefe landeten in der Post.

„Die Petition hätte ich auch unterschrieben“, sagt Breuer, „wenn ich lese, was da steht.“ Er ist darin der „Immobilienmakler“, der „Investor“, der einen „Deal“ mit der Stadt abschloss. Man erwartet einen Mann in Nadelstreifen. Und bekommt einen in Sweatshirtjacke, mit Brille, fast unscheinbar. Neben Breuer liegt ein Papierstapel: ein Bauplan, ausgedruckte Mails, Anwaltsbriefe, Verträge, Zertifikate. Wie Dorit Schön hat er Dokumente gesammelt. Hinweise, Belege, dass er im Recht ist, dass seine Absichten gut sind.

Seit Jahren, erzählt er, verfolgen er und seine Frau den Plan, einen Hof zu kaufen. Sie besichtigten Betriebe, besuchten Seminare, Melanie Breuer belegte per Fernstudium Kurse in Pferdewirtschaft. Mit dem Inserat des Moorhofs wurde ihr Traum greifbar: ein Stall für 45 Pferde, inmitten von Reitwegen, Weiden, Naturschutzgebiet. Lars Breuer spricht von Heuschnitten und Blühstreifen, von Fuhrwerken und Dünger, von großen Boxen fürs Tierwohl und Solarzellen für die Umwelt, als hätte er nie etwas anderes getan. „Wir machen das nicht aus Spaß. Uns ist die Verantwortung klar und, dass das Projekt viel Arbeit bedeutet“, sagt Breuer. „Man muss sich schon fragen, warum wir so vorgeführt werden.“ Er hat auch schon eine Antwort: „Wir passen nicht in deren Bild von Landwirtschaft.“

Tolle Selbstdarstellung der Breuers. Man darf sich fragen wie er dass mit einen vielen Funktion in zahllosen Gesellschaften verbinden konnte.

Lars Breuer ist alles nur nicht allein ein Immobilienmakler. 

Und Melanie Breuer war noch, wie bereits geschrieben, in. 2016 selbst Immobilienmaklerin und Mediatorin. Damals schrieb der Klönschnack üder die beiden:

Schauen wir uns mal diese einem Landwirt gleichzustellenden naturverbundenen Hamburger genauer an.

Die Taz schreibt dazu: “Man erwartet einen Mann in Nadelstreifen. Und bekommt einen in Sweatshirtjacke, mit Brille, fast unscheinbar.”

Wirklich, wer erwartet das? Wir nicht. Wir erwarten PR Auftritte, wie in diesem Investmentobjekt Pony Waldschänke oder für das Bild der MOPO oder dem Bild mit Hund und Frau Melanie. Gute PR, mehr nicht.

Und auch mit dem Herzensprojekt des Ehepaares “Pony Waldschänke” gibt’s Ungereimtheiten und Probleme. 

Dazu berichtete das Elebe-Wochenblatt: Ärger um die Pony-Waldschänke am Klövensteen, der sich bis in die Bezirksversammlung zog: Die Fraktion der Linken wollten den Betreibern der Gaststätte die Betriebsgenehmigung für das Ausflugslokal im Klövensteen entziehen, weil er womöglich eine Betriebswohnung auf dem normalen Markt zur Miete angeboten hatte und angeblich Baumaßnahmen ohne Genehmigung durchgeführt habe.

Entsprechende Wohnungsanzeigen auf Ebay und der Plattform WG-Gesucht.de sind wieder verschwunden. Lars-Oliver Breuer, nicht nur neuer Besitzer des umstrittenen Rissener „Moorhofs“ (das Wochenblatt berichtete), sondern auch der „Pony-Waldschänke“ in Rissen, hat sie vorerst zurückgezogen. „Wir wollten nur mit jungen Leuten ins Gespräch kommen, die die Restaurantpächter eventuell hätten unterstützen können“, so Breuer, „Ist das Schalten einer Anzeige verboten?“ Denn die Pächter hätten zwei große Probleme: Corona und Personalmangel.

Wolfgang Ziegert, Bauausschussmitglied der Linken, vermutet dagegen, es habe „unter Umständen keinen Bauantrag“ für jenes kleine Haus gegeben, das neben der Waldschänke errichtet wurde. Dort sind jetzt laut Breuer vier getrennte Wohneinheiten mit eigenem Bad und gemeinsamer Küche entstanden. Und glaubt man Breuer, sollten die Zimmer nur an Mitarbeiter der Waldschänke vergeben werden, weil die Pächter derzeit Mühe hätten, auf dem kriselnden Arbeitsmarkt in der Gastronomie überhaupt Servicekräfte zu bekommen.

Nun stehen die Räume bis zur Klärung der Sachlage leer. Breuer reklamiert für sich, das heruntergekommene Lokal auf Vordermann gebracht zu haben, ganz im Sinne des Bebauungsplans, der hier ein Ausflugslokal vorsieht. Ein bisschen „mehr Wertschätzung“ für seine Aktivitäten zugunsten der Klövensteen-Besucher wünscht er sich von der Politik, „Schließlich haben wir aus dieser Räuberhöhle erst ein ordentliches Restaurant gemacht.“

Offensichtlich ist das Ehepaar Breuer auch hier ums Ausreden nicht verlegen. Statt genau zu prüfen, wird von den Behörden abgewiegelt. Würden sie so auch mit einem weniger einflussreichen Privatmann umgehen?

Und ganz offensichtlich ist die Ponyhof-Waldschänke deutlich mehr als ein “Herzensprojekt der Breuer”. Es ist eine gewinnbringende Investition.

Wie schneidet das Herzensprojekt Pony Waldschänke der Breuers bei den Gästen ab?

Sie bezeichnen die Gaststätte als “überteuert”, “Schicke Micki* “schlechte Qualität”.

Schauen wir uns mal die unternehmerischen Hintergründe von Melanie und Lars Oliver Breuer ein wenig an:

Sehen wir uns doch mal den umtriebigen Lars-Oliver Breuer an:

Angefangen hat es wohl Saville Immobilien Beratung GmbH in 2012 in Frankfurt am Main. Dazu heisst es in der Immobilienzeitung vom 28. Januar 2013:

Lars-Oliver Breuer, zuletzt Deutschland-Investmentchef von Savills, hat sich selbstständig gemacht. Zusammen mit Oliver Schinkewitz, bis Jahresende Investmentchef von Savills in Berlin, hat er in Berlin die Primor Capital Partners gegründet.

2012 gründet er die Primor Capital Partner GmbH. Kurz darauf die Primor Asset Management GmbH. In beiden Firmen sind jeweils Lars-Oliver Breuer und ein Oliver Schinkewitz Geschäftsführer. Beiden Namen führen zu einem verzweigten Netzwerk von Firmen und Beteiligungen, die nur schwer zu entwirren sind, wenn überhaupt. Sicher ist nur, dass Lars-Oliver Breuer in zahlreichen weiteren Firmen als Geschäftsführer auftaucht. In einigen ist es es wohl noch immer. 

Ein wenig aus dem Rahmen der für ihn üblichen Beteiligung GmbHs, Immobilienfimen, und Investmentfirmen fallen die Diehn Heizungstechnik GmbH und die Diehn Sanitärtechnik GmbH. Laut Handelsregister ist er seit dem 13. Januar 2020 nicht mehr Geschäftsführer der Diehl Heizungstechnik GmbH, Schenefeld. Auf der Website findet sich aber aktuell (Mai 2022) noch immer der Eintrag vertreten durch Lars-Oliver Breuer. Er ist also zumindest mitverantwortlich für diesen kleine mittelständischen (25 Mitarbeiter) Betrieb.

Unter gleicher Adresse firmiert die Diehn Sanitärtechnik GmbH. Auch hier ist Lars-Oliver Diehn als Geschäftsführer eingetragen. Eine Webseite existiert für diese Firma anscheinend nicht.

Wir haben kein Unternehmen gefunden, dass mit mehr als dem absolut notwendigen Mindestkapital versehen wurde. 

Auch die Bilanzsummen sind wenig überzeugend. Die meisten seiner Firmen sitzen in Berlin. Nur die Firmen Diehn und Lars-Oliver Breuer Beteiligungsgesellschaft mbH (auch hier ist natürlich Lars-Oliver Breuer der Geschäftsführer) sitzen in Schenefeld und in Hamburg.  Nahezu alle Firmen und Beteiligungsfirmen sitzen entweder an der Berliner Adresse der Primor oder im Nibelungenweg in Hamburg der Adresse der Lars-Oliver Breuer Beteiligungsgesellschaft mbH.

In ihrer Selbstdarstellung sagt die Primor Capital Partner: “Das in London ansässige Family Office Arab Investments Limited ist eines der von uns vertretenen Mandate. Von diesem Kunden wurden wir exklusiv mit der Betreuung aller Immobilienangelegenheiten sowie dem Neuankauf in Deutschland beauftragt. Arab Investments hat von 2006 bis 2016 allein in Deutschland Transaktionen mit gewerblich genutzten Immobilien für über 2,00 Mrd. EUR durchgeführt.”

Normalerweise ist die Tätigkeit eines Geschäftsführers für eine kleine Heizungs- und Sanitärfirma eine verantwortungsvolle Vollzeitbeschäftigung.  Nicht so offensichtlich im Falle des Herrn Breuer. Dann gi t es da noch das Landhaus Dircks, dass offenbar der Landhaus Ording GmbH gehört. Und wer ist auch hier der Geschäftsführer? Natürlich Lars-Oliver Breuer.

Und in Google findet man folgenden Eintrag: Landhaus Dircks, Familie Melanie und Lars Breuer. Also noch so einen Herzensprojekt dieses Ehepaares. Tatsächlich heisst dann aber vor Ort die Gastgeberin Familie Nedbal. Also nur ein weiteres Herzensprojekt Investment der Breuers. Offizieleln wird mit einem Familienbetrieb der Familie Nedbal geworben, obwohl tatsächlich dahinter eine GBR steht, die von Lars-Oliver Breuer geführt wird.

Zusammenfassend fragt man sich, wie das Herzensprojekt einen Mediatorin und Immobilienmaklerin, jetzt angeblich Hausfrau und eines Immobilieninvestors mit einem kaum noch nachvollziehbaren Firmennetzwerk, teilfinanziert offenbar von der Arab Investment Limited, dem gleich hohen Angebot eines dort bereits vor Ort ansässigen Milchbauern vorgezogen werden konnte. Und wie dies dann auch vor einem Hamburger Gericht so entschieden werden konnte?

Aber das ist Hamburg heute. Hamburg morgen wird sich nach echten Bauernhöfen sehne, um die Versorgung der Bevölkerung zu sichern. Luxus Pferdepensionen ernähren niemanden.

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