VW, AUDI, BMW, MERCEDES – wer bezahlt seine Zulieferer nicht?

Erste Ende September 2021 meldete die Heinze-Gruppe Insolvenz an. Der Grund: Porsche, BMW und Co. fuhren ihre Produktion zurück. Gleichzeitig verweigerten sie die Abnahme bereits bestellter Teile beim Zulieferer und gleichzeitig auch deren Bezahlung. Der abhängige Zulieferer kann nur nicken und hoffen, dass er dieses vertragsbrüchige Verhalten überlebt. VW, AUDI, BMW, MERCEDES – wer bezahlt seine Zulieferer nicht?

Wie das “Westfalen-Blatt” Geschäftsführer Jörg Tilmes zitiert, habe die Heinze-Gruppe wegen eines plötzlichen Auftragsstopps der Autofirmen finanzielle Probleme bekommen. Denn die Kosten laufen weiter. Das Unternehmen stellt unter anderem Teile für die Innenausstattung her, also etwa Zierleisten oder Lautsprechergitter, und beliefert Firmen wie Porsche, BMW oder Mercedes.

“Die Autobauer produzieren nicht mehr, weil sie keine Halbleiter mehr bekommen. Also brauchen sie auch keine Kunststoffteile mehr”, erklärt Tilmes der Zeitung. Die Konzerne klagen schon seit Monaten über einen Mangel an Mikrochips – und mussten daher zeitweise ihre Produktion herunterfahren.

Zu Heinze gehören unter anderem die Krallmann GmbH in Hiddenhausen, die Hero Galvanotechnik GmbH in Bad Salzuflen oder die Linden GmbH in Herford. Neben Autoteilen stellt die Firma laut Webseite auch Sanitärprodukte oder Teile für Handys her.

So wie derHeinze-Gruppe geht es derzeit nahezu allen Autozulieferern in Deutschland und natürlich auch darüber hinaus. Seit Monaten klagt die Autoindustrie über einen Mangel an Halbleitern. Immer wieder müssen ganze Werke pausieren, Tausende von Mitarbeitern in Kurzarbeit gehen. Inzwischen kommt diese Krise auch bei ihren Zulieferern und Dienstleistern an.

Eigentlich gelten die fränkischen Bolta Werke als grundsolider Mittelständler. Das Unternehmen aus Diepersdorf im Nürnberger Umland hat sich einen Namen gemacht als führender Spezialist für die Veredelung von Oberflächen. Doch nun musste die Firma mit ihren rund 1.000 Beschäftigten Insolvenz anmelden.

Chip-Krise sorgt für Auftragsflaute

Hintergrund der Probleme der Bolta Werke sei die aktuelle Chipkrise, so der vorläufige Insolvenzverwalter Volker Böhm. Den Autoherstellern fehlen immer wieder wichtige Elektronik-Bauteile, sie können seit Monaten nicht im vollen Umfang produzieren. In der Konsequenz nehmen sie auch weniger Material bei ihren Zulieferern ab. Teilweise kommen die Stornierungen oder Umbestellungen auch sehr kurzfristig, heißt es in der Branche.

Auch Dienstleister betroffen

Der Mangel an Chips zieht mittlerweile immer weitere Kreise. Waren zunächst nur die Hersteller direkt betroffen, weitete sich die Krise in den vergangenen Monaten auch auf die großen und dann die kleineren Zulieferer aus. Inzwischen sind die Probleme auch bei Dienstleistern angekommen, etwa im Speditionsgeschäft.

So musste die Scherm Logline Transporte GmbH aus Karlskron beim Amtsgericht Ingolstadt ein Schutzschirmverfahren beantragen. Das Unternehmen transportiert.

Ende der Mangelwirtschaft nicht absehbar

Wie lange der Chip-Mangel auf dem Weltmarkt noch anhalten wird ist derzeit noch völlig offen. Pessimistische Prognosen sehen bis weit in das kommende Jahr hinein massive Probleme. Die Hersteller von Halbleitern sind nämlich zumeist voll ausgelastet, da auch die Nachfrage nach Chips für Computer, Server oder mobile Geräte wie Handys massiv angezogen hat.

VW wendet sich ab: Autozulieferer A-Kaiser ist insolvent.

Auch der niederbayerische Automobilzulieferer A-Kaiser ist insolvent. Laut Berichten der „Passauer Neue Presse“ hat sich der Hauptkunde Volkswagen vom Spezialisten für Leichtbau-Teile aus Aluminium und Magnesium abgewendet. Ende Mai habe Volkswagen die Lieferverträge gekündigt. Die Geschäftsführung und Gesellschafter hätten sich mit dem Wolfsburger Autobauer überworfen, laut „PNP“ seien Preisverhandlungen „eskaliert“. Auch hier sieht man in welchem fast sklavenähnlichen Verhältnis Zulieferer leben müssen. Und damit auch ihre Beschäftgten. Damit ist A-Kaiser eine weiteres Opfer von VW. Schon Karmann hat sich an VW das Genick gebrochen.

Die Pleitewelle dürfte erst der Beginn einer grossen Pleitewelle sein, die nicht durch die Umstellung auf Elektrofahrzeuge allein verursacht wird. Wesentlich dafür ist vielmehr der Chipmangel in der deutschen Autoindustrie und das rigorose Verhalten der Hersteller. Der anhaltende Engpass an Mikrochips trifft den Auto- und Lastwagenhersteller Daimler schwer. Der Mercedes-Hersteller konnte wegen fehlender Bauteile von Juli bis September lediglich 435.000 Pkw der Marke mit dem Stern sowie von Smart ausliefern. Das entspricht einem Minus von 30,5 Prozent im Vergleich zum coronabelasteten Vorjahr.

Lkw-Hersteller trifft der Chipmangel besonders hart

Anders als einige Autobauer können die Lkw-Hersteller ihre Preise im Zuge des Halbleitermangels nicht einfach erhöhen. Cashflow und Marge leiden. Die Lastwagenindustrie befindet sich gerade in einer „ganz seltsamen Situation“, bekundet Martin Daum. Wenn der Chef des Marktführers Daimler Truck wissen will, wie viele Sattelschlepper sein Konzern in den kommenden Wochen verkaufen wird, dann seien die Experten im Vertrieb jedenfalls gerade die falschen Ansprechpartner. Er müsse vielmehr seine Einkäufer fragen, wie viele Mikrochips „wir kriegen“, so Daum.

Die Krise ist nicht vorbei

Der Produktionsausfall in der weltweiten Autobranche durch den akuten Mangel an Mikrochips und anderen Elektronik-Bauteilen nimmt nach Schätzungen von Unternehmensberatern immer größere Ausmaße an. „Wir gehen davon aus, dass zehn bis elf Millionen Fahrzeuge in diesem Jahr nicht gebaut werden können“, sagte Albert Waas, Partner bei der Unternehmensberatung Boston Consulting,

Tausende Jobs bei Autozulieferern in Sachsen-Anhalt bedroht

Allein in der Harz-Region arbeiten 6000 Menschen in Werken, die auf Verbrennungsmotoren spezialisiert sind. Die IG Metall warnt vor einem großen Jobverlust in der Region. Dies allein nur wegen des Abschieds vom Verbrennungsmotor. Der Chipmangel wird diese Entwicklung noch erheblich verschärfen und beschleunigen.

Chip-Mangel: Jeder dritte Autozulieferer plant Stellenabbau

Ein Drittel der Zulieferunternehmen plant wegen des Mangels an Halbleitern den Abbau von Arbeitsplätzen. Auch die Verteuerungen bei Rohstoffen wie Kunststoff und Stahl tragen zu der Krise bei.

Das hat eine Umfrage des Arbeitgeberverbandes Niedersachsenmetall ergeben. In Niedersachsen gibt es rund 700 Betriebe, die für die Automobilindustrie Teile fertigen. Mehr als 300.000 Beschäftigte sind hier tätig. Dazu kommen noch einmal rund 100.000 Arbeitsplätze im KFZ-Handwerk oder bei Speditionsunternehmen, die direkt von der Automobilfertigung abhängig sind. Besonders mittelständische Zulieferbetriebe kommen jetzt in eine kritische Situation, in der ein Abbau von Arbeitsstellen oftmals der letzte Ausweg ist. Denn es wird nach Prognosen von VW und Continental eine lange Durststrecke geben: Bis ins Jahr 2023 könnte der Lieferengpass bei Elektronikbauteilen dauern, so die Prognose der beiden niedersächsischen Konzerne.  

Dominoeffekt für alle beteiligten Zulieferbetriebe

Wenn zum Beispiel allein im Wolfsburger VW-Werk 130.000 Golfmodelle weniger gebaut werden, zieht sich das als Dominoeffekt durch alle beteiligten Zulieferbetriebe. Auch wer nicht direkt Elektronikteile für VW, Daimler oder BMW verbaut, bekommt oft erst am Freitag mitgeteilt, dass für die kommende Woche nur ein Bruchteil der geplanten Lieferung abgerufen wird. Umsätze in Millionenhöhe fallen so kurzfristig aus. Bei laufenden Kosten.

Angerufen heisst in diesem Zusammenhang eigentlich, die Autoherstelelr verweigern einfach mal die Abnahme der bestellten Ware und natürlich auch deren Bezahlung. Die Zulieferer bleiben auf der bereits gefertigten Ware sitzen und werden zudem nicht bezahlt. Ein eindeutiger Vertragsbruch durch die Autohersteller, die die Abhängigkeit ihrer Zulieferer schamlos ausnutzen.

Das grösste Werk von Daimler steht in Beijing

Massive Probleme bei 89 Prozent der Unternehmen

Eine Umfrage des Arbeitgeberverbandes Niedersachsenmetall hat ergeben: 89 Prozent der befragten Mitgliedsunternehmen berichteten von “massiven Problemen”. Dabei sind die fehlenden Halbleiter und Chips nicht das einzige Problem. Verschärft wird die bestehende Krise durch rasant anwachsende Verteuerungen bei Rohstoffen wie Kunststoff oder Stahl. Die Unternehmen berichten von Preissteigerungen von durchschnittlich 65 Prozent. Kosten, die sie nicht an ihre Auftraggeber durchreichen können, da diese aufgrund des Produktionsstopps eher Rabatte einfordern. Eine Zwickmühle.

Immer wieder kurzfristige arbeitsfreie Tage

Eine Auflösung dieser Krise ist nicht in Sicht. VW und Conti zum Beispiel haben große Task-Force-Gruppen gegründet, die weltweit Halbleiter aufkaufen und auf ihre Standorte verteilen. Es gäbe aber schlicht zu wenig, um mittelfristig alle Bänder bedienen zu können. Die Konsequenz für Zulieferbetriebe: In den vergangenen Monaten kommt es immer häufiger zu kurzfristigen Schließtagen, berichtet auch die Industrie- und Handelskammer in Niedersachen.

Schon das dritte BMW Werk in China. Wo bleiben die deutschen Arbeitnehmer?

Hausgemachtes Problem der Automobilhersteller

Was keine zugeben will und was die Autozulieferer aus Furcht vor Repressalien nur hinter vorgehaltener Hand äussern ist, dass diese Krise auch zum einen grossen Teil ein hausgemachtes Problem von VW, Daimler und Co. ist. Aber klar ist: Die Autobauer haben im Corona-Tief 2020 zu viele Aufträge für Halbleiter storniert, weil sie mit weniger Autokäufen gerechnet hatten. Die Konsequenzen daraus tragen viele der rund 700 Zulieferbetriebe in Niedersachsen. Die Arbeitgeberseite bei VW will sich nicht zu konkreten Ausfallzahlen in der Produktion äußern. Der Betriebsrat schildert die Situation aber auch hier als “besorgniserregend” und spricht von einem historischen Produktionstief, das es so seit der Nachkriegszeit noch nicht gegeben habe.

VW China

Deutsche Autobauer werden gefährlich abhängig von China

Schon in Brasilien geriet in VW in Verruf wegen Zusammenarbeit mit der damaligen Diktatur. Hier das Werk in dem Uiguren als Zwangsarbeiter arbeiten sollen

Wenn die Aktionäre von Daimler am Freitag über die Aufspaltung des Konzerns entscheiden, dann geht es nicht nur um den Abschied vom Lkw-Geschäft. Die US-lastige Trucktochter hatte den Konzern auch global in der Balance gehalten. Nach deren Abspaltung wird nun Asien mit einem Umsatzanteil von 32 Prozent die dominierende Absatzregion für das verbleibende Autogeschäft. „Wir werden chinesischer, keine Frage“, sagt ein Daimler-Manager.

Experten halten die Entwicklung für bedenklich. „Mit der Abspaltung von Daimler Truck begibt sich Daimler als Mercedes-Benz zusätzlich in ein neues Risikoumfeld“, urteilt Sven Behrendt vom Beratungsunternehmen Geoeconomica. Eine Entwicklung, die Deutschland und Europa erheblich schädigen wird. Auch mit einem enormen Arbeitsplatzabbau. Und wenn die Chinensen sich erst einmal eine Monopolstellung erobert haben. wird das die Preise nicht nur in diesem Bereich erheblich nach oben treiben.

Neue VW Werk in China für E-Autos

Gibt es auch bei VW China, Daimler China und BMW China Chipmangel?

Die Redaktion von Der Montag hat die Pressestellen aller Hersteller um Auskünfte zu diesem Thema gebeten. Und auch dazu, inwieweit die Hersteller auch in China wegen Chipmangels Kurzarbeit fahren müssen? Leider erhielten wir dazu binnen sieben Tagen keine Auskunft. Von keinem Hersteller. Ob es in China bei VW, Mercedes, BMW derzeit Kurzarbeit wegen Chipmangels gibt, was auch aus China nicht zu erfahren.

Gefährliche Abhängigkeit

China ist erstmals größtes deutsches Exportland. Nie zuvor waren die deutschen Exporteure so abhängig von China. Also nicht nur im Bereich Automobile wird China zu eine rernshaften Gefahr für die Deutsche Wirtschaft. Seien wir gewarnt, aber die Gier nach mehr und imme rmehr wird unsere Manager wie auch unsere Politiker weiter in die Abhänigkeit von China treiben.

Vorheriger ArtikelCOVID19 Impfung: Angst vor dem nächsten Schuss
Nächster ArtikelEMA meldet 15.257 Todesfälle bei COVID19 Impfungen
Die Pressefreiheit in Hong Kong ist nach der Machtübernahme durch China ganz langsam abgestorben und nunmehr ganz tot. Vor zwei Sommern, in der Hitze der massiven Straßendemonstrationen in Hongkong, als prodemokratische Demonstranten der Polizei gegenüberstanden, standen sie immer an vorderster Front: eifrige junge Reporter, die für die Boulevardzeitung Apple Daily arbeiteten. Tag für Tag wurden sie mit Tränengas vergiftet und mit Knüppeln geschlagen. Sie tauschten Beleidigungen mit der Polizei aus, während sie den Bürgern, die überwiegend hinter den Protesten standen und auf die Stadtregierung wütend waren, Live-Handybilder ausstrahlten. Apple Daily wurde zu einem Symbol des Kampfes und bot der pro-demokratischen Bewegung eine schroffe Stimme – neben dem Klatsch von Prominenten und knallharten Ermittlungen in den Privatangelegenheiten von Beamten. "Die Leute hatten eine Art Verzweiflung", sagte ein Kollege bei Apple Daily. "Sie wollten eine Zeitung haben, um über ihre Gefühle zu schreiben, um ihre Meinung zu verbreiten." Die Boulevardzeitung wurde auch zu einem Hauptziel für Hongkongs Führer und ihre Oberherren in Peking. Inzwischen gibt es Apple Daily nicht mehr. Und auch ich habe schon vor zwei Jahren Hong Kong, nach mehreren Verhaftungen, verlassen. Inzwischen habe ich festgestellt, dass die Pressefreiheit nicht nur in bekannten Diktaturen in Gefahr ist. Auch Deutschland unterliegt teilweise einem Mainstream, der andere Meinungen sofort in Ecken schiebt und teilweise ist die Berichterstattung einseitig und unfair. Paul Harz, einen der Mitbegründer von der Montag, habe ich noch inHong Kong kennengelernt. Als scharfen Kritiker der chinesischen Diktatur und Diktatoren. Aber auch Kritiker Deutschlands und Europas, der auch dort niemals die Augen vor Ungerechtigkeiten verschlossen hat. Jetzt arbeite ich mit ihm bei Der-Montag als freie Journalistin. Anfangs habe ich fast ausschliesslich über China berichtet. Inzwischen bin ich angekommen und schreibe, über as, was mir auffällt. Wir wollen berichten, kommentieren, recherchieren und das unabhängig. Deshalb sitzt die Redaktion nicht in Deutschland. Die juristischen Grenzen und Entscheidungen sind zu unberechenbar und mehr vom "Bauchgefühl" des Gerichts abhängig als von Fakten und Gesetzen. Auch darüber berichten wir.